Gute politische Institutionen: Eine Neuinterpretation für die Schweiz (2018)

Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolge der Schweiz werden oft auf zwei für sietypische politische Institutionen zurückgeführt: direkte Demokratie und Föderalismus. Wir vermuten, dass eine dritte, bisher weitgehend vernachlässigte Institution eine ähnlich wichti- ge Rolle spielt: ihr Wahlsystem. Die Schwei z hat eine einmalige Mischung von Proporzwah- len (Verhältniswahlen) für die Gemeinde- und Kantonsparlamente sowie den Nationalrat und Majorzwahlen (Mehrheitswahlen) für die besonders einflussreichen Politiker, die Regie- rungsmitglieder auf Gemeinde-, Kantons- und Bundesebene sowie die Ständeräte. Dabei finden die Majorzwahlen nicht wie international üblich in Einerwahlkreisen statt, sondern in Wahlkreisen mit mehreren Sitzen. Wir argum entieren, dass die Proporzwahlen eine grosse Vielfalt an Parteien und politischen Meinungen hervorbringt, zugleich aber die Majorzwahlen mit mehreren Sitzen die besonders fähigen und erfolgsorientierten Politiker kraftvoll in die Mitte des politischen Spektrums lenken, weshalb wir dieses Wahlverfahren als „Superma- jorz“ bezeichnen möchten. Wir halten diese besondere Kombination aus Proporz und Majorz für eine wichtige Ursache der für die Schweiz typischen Konkordanz und hohen politischen Stabilität. Dieses fruchtbare Wahlsystem ist auf andere Länder und Gebietskörperschaften übertragbar.

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Authors

Eichenberger Reiner, Portmann Marco und Stadelmann David